Die U17 verlebte eine unvergessliche Woche in der Partnerstadt Rieti

Nach einer 24-Stunden-Hinfahrt waren wir da, in Nordhorns Partnerstadt Rieti in Italien. Angekommen an unserem Hotel, ein Quartier im Rahmen des 26. Scorpigno-Cups für U17-Teams. Eine große Ehre für uns, als Team der Partnerstadt bei diesem renommierten Jugendturnier für Profinachwuchsteams. Wir also in Italien, die U17 des VfL Weiße Elf und die Rampe zur Villa Potenziani ließ schon vermuten, dies wird keine Absteige sein.

Über den Dächern Rietis im alten Herrenhaus der Familie Pontenziani, eigentlich ähnelte es dann auch eher einem Schloss, als einem Hotel. Die Anspannung stieg an im Team, es wurde ernst und dass nach der lustigen Anfahrt mit dem Bus der Bentheimer Eisenbahn. Kurz die Doppelzimmer bezogen, etwas frisch gemacht, ein Foto im Park hinter dem Haus, dann ging es auch schon los. Das offizielle Programm startete mit einem Treffen unseres Teams mit Schülern aus Rieti, die uns in einer kleinen Stadtführung schon mal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt auf Deutsch zu erklären, aber erst kam es noch anders.

Denn da sagte man uns, dass die brasilianischen Kicker von Palmeiras Sao Paulo sich gerne uns anschließen wollen und ob wir das ok finden. OK? die Spieler des aktuellen brasilianischen Meisters wollen sich unserer Stadtführung anschließen? nichts lieber als das. Dann waren wir halt erstmals mit den Schülern und Schülerinnen aus Rieti und mal eben den Nachwuchskickern des amtieren brasilianischen Meisters vom Zuckerhut zusammen.

Schnell einen Wimpel getauscht und auch die Visitenkarten wechselten sofort die Besitzer, da konnten wir noch nicht ahnen, dass wir immer wieder auf dieses Team treffen werden. Nach einigen Points of interests in der City von Rieti und zahllosen Fotos verabschiedete man sich dann voneinander und unser Team zog es mit einigen Schülerinnen in ein Ristorante „La Piazetta“. Nach landestypischen Vorspeisen, anschließend einem Tellern Nudeln in verschiedenen Varianten kam dann auch noch Fleisch auf den Tisch. Eine leckere Angelegenheit nach der es dann auch wieder in unser „Schloss“ ging.

Am nächsten Tag ging es morgens in die Schule, ein Gymnasium im Herzen Rietis mit ca. 900 Schülerinnen und Schülern, hier wurden wir mit der Europa- sowie der Deutschen und Italienischen Nationalhymne empfangen, gespielt durch die Musikgruppe des Gymnasiums. Ein erhebender Moment, denn ich denke, dass noch nicht viele Teilnehmer mit dieser Musikauswahl morgens in den Tag gehen.

Nach einigen Worten der Rektoren und mir, als Vorsitzenden des Vereins, ging es dann für die Spieler in die Schulklassen um dort Erfahrungen über Unterricht, Mentalität und auch Ausstattung der Schulräume zu sammeln. Die Eindrücke waren schnell gesammelt so dass die restliche Zeit auf dem Basketballplatz an der Schule zum ersten Länderspiel genutzt wurde. Die Stimmung war gleich sehr gut und man hatte das Gefühl, die Schülerinnen und Schüler suchten auch den Kontakt zu uns. Schade, dass die Zeit dort dann doch etwas knapp war, denn es ging ab nach Frosinone. Dort im Stadion angekommen, spürte man, dass bei den Jungs jetzt die Konzentration dann doch mehr auf Fußball und „was kommt denn jetzt wohl auf uns zu“ lag. Auf der Tour zum Spiel hatte man herausgefunden, dass Frosinone Calcio in der 1. Italienischen Jugendliga nach AS Rom aktuell auf Platz 2 rangiert und damit war klar, dies wird eine Lehrstunde.

Aber dafür waren wir ja da, am Ende der Partie stand es dann nach 80 Minuten 7:0; einen Elfer konnte Philip parieren, alle Spieler stellten fest, dass der Gegner viel härter und zum Teil hart der der Grenze der Fairness agiert; aber eben auch nur 7 Gegentreffer gegen einen Erstligisten gefangen wurden.

Es machte sich nach der ersten Enttäuschung eigentlich Zufriedenheit über das Erreichte breit und nach kurze Erfrischung ging es dann wieder ab nach Rieti, wo es dann mit einer leckeren Pizza und Nutella-Pizza zum Dessert in die Abendstunden ging. Witzig noch, dass wir in der Pizzeria dann noch den Vizeweltmeister und den italienischen Meister im Trick-Mountainbiking getroffen haben. Schnell ein Foto und Leon mit dem Wimpel durfte natürlich nicht fehlen. Nach Speis und Trank dann ab ins Hotel und gute Nacht.

Am Mittwoch ging es dann hochoffiziell los, denn der Besuch im Rathaus stand auf dem Programm. Gut, dass die deutsche Pünktlichkeit es uns ermöglicht hat, einen Sitzplatz in dem später völlig überfüllten Ratssaal zu erhaschen. Die Spieler von Palmeiras und auch Atalanta Bergamo mussten da schon länger suchen, aber der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm.

Egal … zunächst wieder die Europahymne … und langsam konnten wir sie auch schon mitsummen, geht schnell ins Ohr,… dann folgten die Ansprachen des Rates für Sport, Schule und des Turnierleiters …. mmmh leider wurden die Ansprachen nicht übersetzt und so folgte man ihnen, aber verstand nur bruchstückhaft das sie sich freuten uns begrüßen zu können. Zumindest war das so mein Eindruck, wenn ich in die brasilianischen und deutschen Gesichter gesehen habe. Macht aber nix, könnte man nächstes mal ändern.

Geklappt hat es dann allerdings als unser „Tourbetreuer“ Bernd Koch aus dem Nordhorner Stadtrat und Partnerstadtkomitees seine Grüße überbracht hat, dies wurde dann ins italienische übersetzt. Schön wars im Rathaus.

Die Verantwortlichen der Brasilianer bekamen dann mit, dass wir nun in die Berge fahren wollten. Dort sollte man eine schöne Aussicht haben, es sollte noch Schnee liegen und ein Mittagessen wäre vorbereitet. Dies war so und kurz entschlossen verabredeten sich die beiden Equipen dann oben auf dem Berg gemeinsam den „Mount Terminillo“ zu erobern. Oben angekommen war dann das Gelächter bei unseren Jungs groß, denn was passiert, wenn Brasilianer Schnee sehen? die fühlen vorsichtig mit einem langen Finger rein, was das denn wohl ist 🙂 Schnee!

Naja 10 Minuten später war die Angst verflogen und dann gab’s ne Schneeballschlacht und später haben wir erfahren, dass auch noch gerodelt haben … da waren wir aber schon wieder weg, denn wir wollten mal zwei Stunden Freizeit in Rieti auf eigene Faust genießen. Anschließend trafen wir uns dann wieder im „La Piazetta“ und verbrachten einen „fleischigen“ Abend, denn es gibt nicht nur Pizza und Pasta in Italien.

Es ist schon Donnerstag, dies bedeutet wieder Spieltag und was war zwischenzeitlich passiert. Die Ausgangslage in der Gruppe war so, dass wir auch mit einem Sieg über Dynamo Moskau nicht mehr in die Endrunde kommen konnten (Achtung das war Ironie) und die Moskowiter mit mindestens 8 Toren Abstand gegen uns gewinnen mussten. Das war eine sehr schwierige Ausgangssituation, denn die legten los wie die Feuerwehr.

Naja einfach dagegen und schauen was geht. In der Halbzeit 6:0 (Philip hatte schon wieder einen Elfer gehalten) aber dann kamen wir immer mehr und mehr ins Spiel. Nicht dass wir auf einmal stürmten, nein, aber wir lernten immer mehr die Dynamos zu ärgern und konnten viele Angriffe unterbrechen.

Es stand dann bis 5 Minuten vor Schluss 7:0, was für ein Kraftakt unseres Teams. Der russische Trainer und die Spieler wurden immer nervöser, er stellte seine Auswechselspieler schon zum schnellen Bälle holen hinter unserem Tor ab, aber unser Team kämpfte mit Glück und Geschick immer weiter. Nur noch 4,5 Minuten, einige glaubten schon an „das Wunder von Frosinone“, aber dann … dann ein Pfiff des Schiedsrichters … noch ein Elfmeter  … den konnte er doch in der Situation so nicht geben, aber es half nichts, er gab ihn und diese Chance ließen die Spieler von Dynamo Moskau dann nicht liegen. Joshi mittlerweile im Tor ohne Chance und die Fans auf der Tribüne (Frosinone Calcio) verstummte, das 8:0 und Weiterkommen der mit Nationalspielern gespickten Truppe aus Russland.

Abpfiff, …. knapper ging es nicht und es war eine mitreißende Partie, wenn man bedenkt wer da wem gegenüberstand. Höchster Respekt auch vom russischen Trainer, schnell noch einen Schal, ein Foto und Wimpel abgestaubt und ab in den „Depero Club“ nach Rieti. Hier gab es dann zusammen mit den zahlreichen hübschen Schülerinnen aus Rieti noch ein leckeres Essen und Musik.

Zudem gab es dort noch eine Benefizversteigerung von Originaltrikots. Die Einnahmen waren für die Erdbebenopfer zugedacht und wir haben gleich 2 Jerseys ersteigert, dieser Zweck war uns der Einsatz gerne wert.

Freitag die Tage rasen, morgens chillen dann knurrt der Magen, aber es ist Karfreitag im katholischen Italien … egal no risk no fun, wir fahren mal zum Endspielstadion und dann sehen wir weiter. Siehe da, exakt gegenüber hat ein Lebensmittelladen geöffnet also schnell die Bude gestürmt und den Proviant für die Rückfahrt gesichert. Später haben wir dann erfahren, dass in einigen Regionen Italiens es völlig normal ist, dass Karfreitag ein normaler Arbeitstag ist, dies machte uns nachdenklich … klingt komisch – is aber so.

Im Stadion lief es dann ganz locker ab, leider fing es dann doch an zu regnen, dies war dann bestimmt auch der Grund dafür, dass nur wenige Zuschauer den Weg in die Arena gefunden haben. Andere werden das Finale dann auch lieber von der Couch aus verfolgt haben, denn es wurden im italienischen TV live übertragen.

Nicht so für uns, wir waren live im Stadion und unsere mittlerweile Freunde aus Brasilien konnten das Finale sogar gewinnen. Dies gab uns dann die Chance direkt unten auf dem Rasen zu gratulieren … aber warum waren wir denn überhaupt auf dem Rasen? Es waren ja gar nicht mehr alle Team da, z. B. die Spieler vom AS Rom waren nach dem Ausscheiden im Halbfinale so enttäuscht, dass sie sofort abgereist sind …. schlechte Verlierer, nicht so wir … wir waren da und das lohnte sich, denn auf einmal hallte es durchs Stadion „NORDHORN“ … alle guckten sich an und niemand wusste was passiert. Erneut hallte es „Nordhorn Kategorie Disziplin“ und dann haben wir es verstanden, WIR wurden ausgezeichnet … dafür, dass wir die Spiele bis zum Ende voll durchgezogen haben und eine hohe Disziplin gezeigt haben, zudem sicherlich auch weil wir immer sehr freundlich aufgetreten und 12. geworden sind … egal wie und warum … ausgezeichnet bei diesem Turnier … neben der Teilnahme generell nun noch diese Auszeichnung, wirklich eine große Ehre. Herzlichen Dank.

Schnell noch ein Geschenk an den Turnierleiter, Leon verteilt noch Wimpel wo und an wen er nur kann …. alle anderen freuen sich dann, nach 30 Minuten im Regen, den trockenen Bus zu betreten. Der gemeinsame Abschluss mit einigen Gastgebern endete dann um 00:00 Uhr mit einem Ständchen für unseren Kapitän, der 17 Jahre wurde und dann ging es ab ins Hotel.

Zusatzbemerkung: Steffen gab noch eine besondere Zugabe mit einem weiteren Geburtstagslied, das er extra für dieses Ereignis eingeübt hatte, ein feierlicher Moment, der bei Leon und dem Team in Erinnerung bleiben wird.

Samstag, der Tag des Abschieds vom Hotel, von vielen sehr freundlichen Menschen, einer schönen Stadt, einem beeindruckenden Hotel und vielen weiteren Eindrücken die ich gar nicht alle schildern kann. Aber wir wurden sehr freundlich verabschiedet und sind sehr positiv an den Tagen in Rieti aufgetreten. Wir hatten uns vorgenommen, neben dem vollen Einsatz beim Fußball, weltoffen, freundlich und als Botschafter unserer Stadt Nordhorn aufzutreten. Wir haben viel über Europa und Jugend, Chancen und Risiken gesprochen und mal muss sagen, am Ende ist es uns sehr gut gelungen. Aus meiner Sicht hier auch ein noch mal ein großes Lob an alle Teilnehmer, die als mega homogene und zugängliche Gruppe aufgetreten sind.

Ja, wir waren wirklich jungen europäische Botschafter … wie wir uns es vorgenommen haben … Brücken schlagen und Freundschaften aufbauen ….

Mittags erreichten wir dann Rom und machten dann eine gemeinsame Stadtrundfahrt, wie wahrscheinlich 1 Million Menschen an diesem Tag, es war unglaublich was los in „Papst-City“, aber wer genau hingesehen hat, hat auch super viele Bettler und Elend an den Straßen erkannt, auch dieser Kontrast machte uns nachdenklich.

So, das war dann mein kleiner Reisebericht mal in einer anderen Schreibform, wenn es so gefallen hat freut mich, wem der Schreibstil so nicht gefällt muss es dieses Mal einfach so ertragen.

Auf jeden Fall soll rüberkommen, dass wir eine unvergessliche Woche in Rieti hatten. Ich bedanke mich ganz herzlich bei unseren Unterstützern, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, diese Reise mit europäischem Gedanken durchzuführen.

Die Teilnehmer sowie Trainer und Betreuer haben einen erheblichen Eigenanteil getragen, aber die dann noch offene Finanzierungslücke konnte durch finanzielle Unterstützung der GMP Stiftung, der Kreissparkassen-Stiftung, dem Partnerstadtverein Nordhorn, der Stadt Nordhorn, dem Landkreis Grafschaft Bentheim, sowie Spenden von Marktkauf Kutsche und die Erweiterung der Ausrüstung durch Bandstahlschnitte Jeurink erfolgreich ausgeglichen werden.

Dank dafür im Namen unserer Jugendlichen, die die gemachten Erfahrungen sicher sehr lange bei sich behalten werden und auch noch nicht alle Eindrucke komplett verarbeitet haben. Dies wird erst in den kommenden Tagen und Wochen passieren.

Ich kann nur sagen, die Unterstützung ist gut angelegt gewesen und ist absolut sinnvoll ausgegeben worden. Es war klasse! Danke!

Vielen Dank auch an die mitgereisten Trainer Malte Naumann, Marcel Veenaas und Bernd Koch aus dem Partnerstadtkomitee.

Volker Friese
Vorsitzender
Jugendgruppenleiter
U17-Koordinator